Wiedervereinigung Zwangsarbeiter:innen Entschädigungszahlungen

29.08.2023 (Dienstag) 19:00 - 21:00

Saal

Die Entschädigungszahlungen an die NS-Zwangsarbeiter_innen im Zusammenhang mit der sogenannten Wiedervereinigung”
Vortrag und Diskussion mit Martin Bock, Berlin

Martin Bock arbeitet seit 2002 bei der Stiftung Erinnern, Verantwortung und Zukunft (EVZ). Die Stiftung wurde im Jahr 2000 mit Geldern der Bundesregierung, von 6500 Firmen und Einzelpersonen gegründet, um die noch lebenden NS-Zwangsarbeiter_innen und weitere Opfergruppen zu “entschädigen”. Die Auszahlungen wurden im Jahr 2006 abgeschlossen.
Als Leiter eines Prüfteams hatte Martin Bock Kontakt zu Überlebenden, Angehörigen sowie Partneroranisationen, die die Entscheidung und Auszahlung der Anträge übernahmen.

Während die DDR-Regierungen sich Zahlungsforderungen strikt verweigert hatten aufgrund ihres Selbstverständnisses als antifaschistischer Staat, saßen die westlichen Bundesregierungen das Thema galant aus mit der Regelung: Entschädigung erst nach einem geschlossenen Friedensvertrag.
1990 wurde u.a. deshalb auch kein “Friedensvertrag” geschlossen, sondern der sogenannten “2+4 Vertrag”. Erst auf Druck von Opferverbänden (v.a.aus den USA) u.a, kam in der Bundesrepublik eine gesellschaftliche Diskussion in Gang um mögliche Entschädigungszahlunen.
Doch erst im Jahre 1999 beschloss die damalige rot-grüne Bundesregierung die Einrichtung einer entsprechenden Stiftung, die dann im Jahre 2000 gegründet wurde.

Martin Bock wird berichten von der Vorgeschichte der Stiftungsgründung, den Verhandlungen zwischen Bundesregierung, Wirtschafts- und Opferverbänden sowie von den Auszahlungen und ihrer Bedeutung für Überlebende, Angehörige und Zivilgesellschaften.
Kritisch zu diskutieren wird sein, warum ein Anerkennen des erlebten Unrechts der Überlebenden so viele Jahrzehnte dauerte, und wie das Auszahlungsprogramm der Stiftung nachträglich zu bewerten ist.