Repression und Widerstand. Genoss:innen aus Chile berichten über ihre politischen Kämpfe (im Rahmen des Centro-Geburtstags)

09.10.2023 (Montag) 19:00

Saal

Vier Jahre nach den Aufständen, fünfzig Jahre nach dem Putsch. Eine
Delegationsreise organisiert von der Roten Hilfe e. V.

Am 4. September 2022 wurde in Chile in einem Referendum ein neuer
progressiver Verfassungsentwurf abgelehnt, der die alte
autoritär-neoliberale Verfassung der Pinochet-Diktatur ersetzen sollte.
Dem Weg zur Abstimmung gingen lange Kämpfe voraus. 2019 entbrannten
soziale Proteste in Chile, weil die Fahrpreise für die Metro erhöht
wurden. Die tagelangen Riots wuchsen zu einem landesweiten Aufstand an,
den die chilenische Regierung durch die Zustimmung zu einem
verfassungsgebenden Prozess versuchte zu befrieden. Heute befinden sich
die Bewegungen in einer Rekonsolidierungsphase, während die extreme
Rechte sich im Aufwind befindet.

Eine Besonderheit der chilenischen Bewegungen ist der starke Bezug auf
die historische Repression der Pinochet-Diktatur, nicht nur auf die
gegenwärtigen politischen Gefangenen. Die Erinnerung an die Gefangenen,
Gefolterten und Ermordeten der Diktatur und die Forderung nach
Aufarbeitung – insbesondere der Praxis des „Verschwinden-Lassens“ –
spielen eine große Rolle und werden mit der Erfahrung der gegenwärtigen
Repression verknüpft. Sowohl die soziale Zusammensetzung der
chilenischen Revolte und ihre Verbindung zu feministischen und indigenen
Kämpfen, als auch die einzigartige Verknüpfung von historischer und
aktueller Repression, machen Chile zu einer spannenden historischen
Erfahrung, von der alle viel lernen können, wenn es uns gelingt, über
Grenzen hinweg zu einer gemeinsamen internationalistischen Diskussion zu
kommen.

Was hat das neoliberale Labor der Militärdiktatur von 1973 mit dem
Aufstand von 2019 und dem Verfassungsreferendum von 2022 zu tun? Welche
Relevanz hat diese Geschichte für Kämpfe in Deutschland? Welcher
Repression sind die Genoss*innen ausgesetzt und wie organisieren sie
ihren Widerstand? Um diese Fragen zu diskutieren und in einen
gemeinsamen Austausch zu kommen, sind fünf Aktivist:innen aus
verschiedenen Strömungen und Spektren eingeladen, die von der
historischen wie aktuellen Repression, aber auch aus dem Inneren der
feministischen und der Schüler*innen-Bewegung berichten werden.

09.10.2023, 19 Uhr, Saal