Kreolische Konstellationen Buchvorstellung

22.10.2023 (Sonntag) 18:00 - 20:45

Saal

Kreolische Konstellationen

Buchvorstellung im Centro Sociale, Sonntag, 22. Oktober 2023, 18h

Das Verhältnis der Linken in den kapitalistischen Zentren zur Peripherie war immer zwiespältig:
Einerseits wurde antikolonialer und antiimperialistischer Widerstand begrüßt und unterstützt,
andererseits wurden die Befreiungskämpfe des globalen Südens mit eigenen Projektionen
überfrachtet. Wenn man schon selbst bei der Umsetzung eigener politischen Utopien wenig
erfolgreich war, sollten es eben die Anderen richten. Der Blick auf die Peripherie blieb oft in
kolonialen Klischees befangen.
Die Berliner Jour Fixe Initiative hat sich dieser Problematik angenommen und in einer
Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Kreolische Konstellationen“ das Verhältnis von altem
Internationalismus und modischem Postkolonialismus ausgelotet. Inzwischen liegen die Vorträge
dieser Reihe in Buchform vor.
Im Zentrum steht ein Beitrag von Elfriede Müllers zu C.L.R. James. James wurde 1901 auf
Trinidad geboren. Er war Journalist, Kultur- und Sportkritiker, aber auch organisierter Marxist. Von
vielen anderen Kommunist:innen seiner Zeit unterschied er sich dadurch, dass er nicht einfach die
in Europa entstandenen Doktrinen blind übernahm, sondern einen eigenen – die Berliner Jour Fixe
Initiative nennt es: kreolischen – Blick auf die politische Emanzipationsgeschichte warf. Sein
bekanntestes Buch „Die schwarzen Jakobiner“ (im Dietz-Verlag neu erschienen)
handelt vom Sklavenaufstand in Haiti zur Zeit der Französischen Revolution – einer lange
vergessenen Episode, die aber wie kaum eine andere den Widerspruch der westlichen Vorstellung
universeller Menschenrechte mit der kolonialen Praxis aufzeigt. Und darüber wollen wir reden.